Reformationsjubiläum
Als die Reformation in den Untertaunus kam
(c) DekanatReformation wird ökumenisch gefeiert09.11.2017 cw Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
„Bei der Reformation ging auch nicht gleich alles glatt“, erklärte Nikola Züls den Besuchern in der vollen Kirche zu Beginn. „So auch heute“. Die Glocken läuteten nicht, zu viele Chormitglieder seien erkrankt, so dass der Chor nicht singen könne, dann war der Orgelschlüssel verschwunden. Aber pünktlich um 10.30 Uhr funktioniert dann doch alles und die Pfarrer Klaus Simon, Nikola Züls und Frank Seickel sowie Dekan Klaus Schmid und Pastoralreferentin Monika Dirksmeier konnten beruhigt in die Kirche einziehen.
Im Dezember 1527, erläuterte Dekan Schmid in seiner Festpredigt, wurden 33 Pfarrer aus der Region vom „Dechanten“ in die Klosterkirche befohlen. Zuvor hatte die Homberger Synode unter der Leitung von Landgraf Philipp von Hessen beschlossen, dass ganz Hessen evangelisch werden sollte. Adam Krafft war damals für den Kirchenkreis Langenschwalbach beauftragt, dies durch eine Visitation umzusetzen. Dazu „prüfte er die Gesinnung der jeweiligen Pfarrer, testete ihre Kenntnisse über Luthers Katechismus, die zehn Gebote“ und andere theologische Fragen. Anschließend führten Krafft und seine Delegierten Verhandlungen über die Messe, Wallfahrten, Feiertage und Gottesdienste. Manche der Pfarrer hätten dann noch einmal „nachgeschult werden sollen“, so Schmid. Und zwar an der weltweit ersten Evangelischen Universität in Marburg.
„Zum Glück ist das heute anders“, sagte Dekan Klaus Schmid. Er freue sich, dass man das Reformationsjubiläum zusammen mit katholischen Geschwistern feiern könne und die Ökumene in der Region so gut gelebt werde. „Wir brauchen heute eine Stimme der Christinnen und Christen“, so der Dekan. Unterschiede könne man getrost hinten anstellen.
Die Entscheidung des Landgrafen hatte einen „modernen Sozialstaat“ zu Folge: Denn eine der zentralen Forderungen der Reformatoren war es, den Menschen Bildung zukommen zu lassen. „Bildung ist ein wichtiger Eckpfeiler der Reformation“, so Schmid. So gab es schon 1530 in Langenschwalbach eine Schule – in Trägerschaft der Kirchengemeinden. Auch Krankenhäuser entstanden, meist in den aufgelösten Klöstern.
Die Reformation prägte die Region. Auch wenn sie anschließend mal katholisch, mal evangelisch und nach dem 30 jährigen Krieg fast menschenleer war.
Die Kirche stehe heute vor großen Herausforderungen. Manche Entwicklungen in der Welt seien beängstigend, so Schmid. So sei „rechtsextremes Gedankengut wieder salonfähig“, mahnte er. Da tue es gut zu wissen, dass „wir die Kirche nicht retten müssen.“ Gottes Geist erhalte die Kirche, „nicht wir.“ Klaus Schmid lud die Besucher ein, sich vom „Geist Gottes begeistern zu lassen und andere zu begeistern.“ Man müsse sich in der Kirche stets fragen, wie das Evangelium verkündet werden kann. Dabei solle man sich nur an der Bibel und an Jesus Christi orientieren. „Lasst uns in ökumenischer Gemeinsamkeit Gottes Wort entdecken“, so der Dekan. „Lasst uns Salz und Licht der Welt sein, in einer Welt, die Glaube, Liebe und Hoffnung so nötig hat wie nie.“
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