Reformationsjubiläum 2017

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    Auf den literarischen Spuren des Reformators

    Erlesener Nachmittag am Lutherweg

    Martina Beele-PetersMenschen an rotem Gebäude, Frau in altertümlichen Gewändern mit MikrofonDoris Wirkner liest als Katharina Luther ihrem Mann die Leviten

    „Bist Du sicher, Martinus?“ Mit der Standpauke einer ungehaltenen Katharina Luther an ihren umtriebigen Mann fanden sich rund 50 Wanderer am Samstag mitten in einer Szene aus dem turbulenten Familienleben des Reformators wieder. Die szenische Lesung in der Schäferwagen-Herberge Nonneroth war die erste auf der „Lutheratour“, organisiert von Stadtmarketing Hungen und evangelischer Kirche im Gießener Land.

    Im Gewand der Katharina Luther begrüßte Doris Wirkner, Bildungsreferentin der evangelischen Dekanate Grünberg, Hungen und Kirchberg am Startpunkt des Spaziergangs nach Hungen die Gruppe. Diese folgte knapp drei Stunden lang dem Lutherweg 1521, der Strecke, die der Reformator sehr wahrscheinlich vor 500 Jahren auf seiner Reise von Eisenach zum Wormser Reichstag nahm.

    Neun Lesestationen
    Um den epochalen Worten Martin Luthers, der mit der Bekräftigung seiner reformatorischen Thesen vor Kaiser und Reichstag die Welt nachhaltig veränderte, auf die Spur zu kommen, gaben an neun Lesestationen unterschiedliche Texte einen facettenreichen Einblick in Leben und Wirken des Reformators.

    Distanzierung von antijudaistischen Äußerungen
    Mit einer Bibel in der Hand und einem Davidstern am Revers blickt dieser an der malerischen Wehrkirche Nonnenroth ins Land. Hier zeigte Pfarrer Hartmut Lemp den Reformator als einen Menschen seiner Zeit, der mit seinen massiven antijudaistischen Äußerungen auf fatale Weise Generationen von Christen geprägt hat. Die Holzstaue ist heute daher eine sichtbare Distanzierung von diesen Worten des Reformators, der dies selbst vielleicht als „Gewissenbiss“ beschrieben hätte. Mit Wortschöpfungen wie dieser und wirkmächtigen Sprachbildern prägt er bis heute die deutsche Sprache und den protestantischen Glauben. Lesepate Christoph Fellner-von-Feldegg wusste zudem zu berichten, dass Luther trotzdem ein Freund der kurzen Rede war.

    Fundstücke aus dem Müll
    Dass Worte manchmal nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen, zeigen heute auch archäologische Fundstücke aus dem Müll des Reformators, die Martina Beele-Peters vom Stadtmarketing Hungen e.V. in der sommerlichen Idylle zwischen Wald und Feld zu Tage beförderte. Sie brachte damit das Bild des berühmten ehemaligen Mönchs ins Wanken, das vielfach vom Mythos geprägt ist. Vieles, was wir zu wissen glaubten, waren Folgen der Stilisierungen im Glaubenskampf, die Luther wie eine Art Popstar zeichneten - was dieser durchaus auch selbst unterstützte.

    Drei Reformatorinnen
    Nicht alles, was sich aus seinem Wirken entwickelte, lag in seinem Interesse, wie etwa die Spaltung der Kirche, aber auch die Veränderung der Frauenrolle. So begegneten die Wanderer drei Reformatorinnen, die Pfarrerin Barbara Alt vorstellte. Von Beginn an waren es auch Frauen, die zur Verbreitung der Lutherschen Lehre beitrugen. „Glauben und Gott“ waren Themen, die Luther auch immer wieder in Tischreden vor seinen Studenten erläuterte. Aus einer las Andreas Dölling vor, während ein Pferd mit Reiter auf dem Lutherweg die Gruppe durchkreuzte. 

     

    "Ein feste Burg" - entstanden auf dem Weg nach Worms?
    Als geschickter Theologe nutzte Luther auch die Musik, indem er bekannten Melodien mit seinen Texten ein neues Gewand verpasste. Noch heute erklingen viele davon in den Gottesdiensten, wie etwa das bekannte „Eine feste Burg ist unser Gott“. Es soll gar auf dem Weg nach Worms, kurz vor der mit Spannung ob  des ungewissen Endes erwarteten Begegnung mit dem Kaiser, entstanden sein. Am Ufer der idyllischen im Wald gelegenen „Drei Teiche“ berichtete Pfarrer Stefan Schröder von dieser Überlieferung.

     

    Deftiges über Frauen und Ehe
    In Hungen angekommen wurden die Pilger schließlich vor der Hirtenstatue mit Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ von Inge Emmerich, begrüßt, bevor die Tour im Garten der Stadtkirche endete. Hier rundete Pfarrer Markus Kleinert das facettenreiche Bild des Reformators mit dessen deftigen Worten über Frauen und die Ehe ab.

    Bei einem kleinen Snack jenseits der historischen Kirchenmauern klang der ereignisreiche, erlesene Nachmittag aus.

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